In der Krise in der Krise

Tja, zu früh gefreut. Da kam sie doch noch: die Krise. Ist doch scheiße. Warum? Keine Ahnung. Naja, vielleicht ein bisschen. Zur allgemeinen Lage hat sich noch Stress in der Arbeit gesellt, vielleicht auch ein bisschen Stress in der Beziehung zum Angsthasenmutmacher.

Problem ist: Vieles weiß ich nicht mehr. Weil mal wieder ein Haufen Medis, in erster Linie Benzodiazepine mit von der Partie waren. Insgesamt war ich also seit Ende April 3mal in der Psychiatrie. Und das weiß ich auch nur, weil ich es in Entlassungsbriefen und meinen eigenen Einträgen auf Instagram gelesen habe. Fuck.

Das erste Mal hat der Angsthasen-Mutmacher nach einem Besuch in der Notaufnahme die Polizei gerufen, weil ich vollends ausgeflippt bin.

Das zweite Mal kam ich nach einer Medikamentenüberdosis im Anschluss an eine Nacht auf der Intensivstation in die Klinik.

Das dritte Mal war ich wegen Selbstverletzung in der Notaufnahme und kam von dort aus in die Psychiatrie.

An alle 3 Situationen kann ich mich nur dunkel erinnern. In diesem Fall ist die Medikamenten-Amnesie ein kleiner Segen wenn ich ehrlich bin. Natürlich bin ich auch mal wieder um einen Benzo-Entzug nicht drum rum gekommen. Und weil das alleine nicht reicht, hab ich vor etwa 4 Wochen beschlossen, das Fluctin abzusetzen. Von jetzt auf gleich versteht sich.

Hinter mir liegen Wochen vollgestopft mit Suizidgedanken, Essstörung, Selbstverletzung, Selbsthass, Depression, Panikattacken, extremen Schlafstörungen, Entzugserscheinungen und so gut wie allem negativen Emotionskram den man sich so vorstellen kann. Scheiße.

Währenddessen ist auch noch mein Opa verstorben. Meine Eltern kommunizieren nur noch über uns und den Anwalt miteinander. In der Beziehung zum Angsthasenmutmacher lief es auch alles andere als rund. Viele Sachen, die nicht gerade zum Glücklich-sein beitragen.

Jetzt sitze ich also hier, starre fassungslos auf das Schlachtfeld der letzten Wochen, kämpfe mit den letzten Resten des Entzugs, sowohl vom Fluctin als auch von den Benzos. Und was soll ich sagen: Im Moment geht es mir gut. Klingt vielleicht etwas irrwitzig wenn man den Text bis hierhin gelesen hat, ist aber so.

Ich bin jetzt offiziell Rentnerin. Mit Rentenausweis. Vollkommen erwerbsunfähig. Worum andere erbittert kämpfen müssen, wurde bei mir ohne „Begutachtung“ geschlossen. Corona sei Dank. Die Begutachtung fiel wegen Corona ins Wasser. Darum hat man jetzt beschlossen, dass ich zu krank bin um zu arbeiten. Das klingt jetzt ein wenig trotzig und ist es auch. Einerseits bin ich zwar froh, dass ich wenigstens finanziell halbwegs abgesichert bin und mir da grad keine Gedanken machen muss. Andererseits schlägt es mir auch extrem auf‘s Selbstwertgefühl.

Dank Corona kam ich übrigens zudem in den Genuss eines Nase-Rachen-Abstrichs… Sehr unangenehme Angelegenheit kann ich euch sagen. Beide Tests fielen negativ aus.

Ich hoffe, euch geht es gut und ihr seid alle gesund geblieben.

Liebe Grüße,
die Angsthäsin

In der Krise durch die Krise ohne Krise

Oder so. Ich hab’s geschaftt. Glaub ich. Ich habe in der (Corona) Krise, meine persönliche Krise ohne Krise überstanden. Soll heißen, ich habe mich nicht geschnitten, keine Überdosis Medikamente genommen und war nicht in der Psychiatrie. Ja, ich bin sogar ein kleines bisschen stolz.

Ein paar mal war’s kritisch, ein paar mal wollte ich… Wollte mich mit Medis zudröhnen, wollte mich schneiden, wollte bzw. hab nach Rasierklingen gesucht und – weil ich keine gefunden habe – sogar welche bei Amazon bestellt. Der Angsthasenmutmacher hat die Bestellung aber abgefangen. Und verwaltet auch die Medikamente. Wenns mir schlecht geht und ich so unter Druck stehe, hasse ich das. Ich hasse es, dass er die Medikamente und die Rasierklingen hat und sich mir nicht gibt. Ich hasse es, nicht das machen zu können was mir vorschwebt und wonach in solchen Momenten alles in mir schreit. Aber im Grunde bin ich froh, dass jemand auf mich aufpasst.

Ich war zu nicht viel in der Lage. Hab’s nicht geschafft zu arbeiten, meine Kreativität war gleich null. Phasenweise hab ich so viel Benzos genommen wie ich dem Angsthasenmutmacher abschwatzen konnte, hab jeden Tag Alkohol getrunken, manchmal zu viel getrunken und phasenweise war auch die Essstörung ziemlich laut.

Aber: Ich habe jeden Morgen meditiert. Versucht so gut es geht achtsam zu sein und Selbstfürsorge zu betreiben. Ich war laufen. Und mein Top-Skill der vergangenen Wochen: Gärtnern.

Wir haben den halben Garten umgegraben und ganz viele Pflanzen von unseren Nachbarn adoptiert, weil die planen ihr Haus abzureißen und alles neu zu machen. Ich hab alle möglichen Samen gesät, mich um die Pflanzen gekümmert und ihnen beim Wachsen zugesehen. Das Gärtnern hat mir enorm geholfen. Es hat mich abgelenkt, mich beschäftigt und mir Freude bereitet.

Langsam habe ich das Gefühl, die Krise tatsächlich überwunden zu haben. Ich arbeite wieder, sprudle aktuell über vor Ideen, bin dabei meinen Alkoholkonsum runterzufahren und auch die letzte Benzo liegt jetzt schon über eine Woche zurück. Die Essstörung ist immer noch ziemlich vorlaut. Aber ich esse und habe Normalgewicht, also halb so wild.

Von meiner Krise jetzt noch schnell zu einer anderen Krise. Zur Corona-Krise. Das Thema hat in den letzten Wochen bei uns allen so viel Raum eingenommen (und tut es immer noch), dass ich auch dazu noch etwas schreiben will.

Corona hat mir anfangs ziemliche Angst gemacht. Also, ich hatte keine Angst mich anzustecken. Aber ich hatte Angst, dass meine Mutter es bekommt. Sie gehört leider zur Risikogruppe. Ich hab mir Sorgen um die Welt und die Gesellschaft gemacht. Die Sorgen sind nach wie vor da, aber mit weniger Angst und Panik verbunden.

Die Ausgangsbeschränkung stört mich nicht wirklich. Manchmal vielleicht ein bisschen. Aber in erster Linie empfinde ich es tatsächlich oft als Erleichterung. Soziale Kontakte sind in meiner Angsthasen-Welt oft mit viel Anspannung und Überwindung verbunden und kosten mich ziemlich viel Energie. Diese Energie konnte ich jetzt ohne schlechtes Gewissen in die Überwindung meiner persönlichen Krise investieren. Nur meine Großeltern ist es eine enorm schwierige Zeit. Mein Opa ist schwerstbehindert und lebt im Pflegeheim. Meine Oma hat ihn vor Corona jeden Tag abgeholt und mit in die gemeinsame Wohnung genommen. Jetzt geht das nicht mehr. Mit meiner Oma kann ich telefonieren. Mit meinem Opa gestaltet sich das eher schwierig.

Ich war und bin auch ziemlich dankbar. Dankbar für alle Menschen, welche – wie heißt es so schön – den Laden am Laufen halten. Und für unseren Sozialstaat und unser Gesundheitssystem. Auch wenn es dort viele Baustellen gibt über die ich mich in anderen Zeiten oft aufrege. Trotzdem geht’s uns im Vergleich zu anderen Ländern schon ziemlich gut. Der Angsthasenmutmacher und ich haben sogar Geld für unser Unternehmen bekommen, weil’s natürlich gerade kaum möglich ist, mit Fotografie Geld zu verdienen. Und das ging so schnell und unbürokratisch, ich hätte nie gedacht dass das möglich ist.

Für meine persönliche Situation bin ich ebenfalls dankbar. Wir haben einen großen Garten, wohnen direkt am Wald. Ich bin nicht alleine, hab meine Mama, den Angsthasenmutmacher und die Tiere.

Ich weiß, dass ich mich gerade – im Gegensatz zu vielen anderen – in einer sehr privilegierten Situation befinde. Viele Menschen kämpfen um ihre Existenz, müssen sich um ihre Kids kümmern, sitzen in der Wohnung fest und fühlen sich eingesperrt, sind alleine…

Ich wünsche jedem, der gerade kämpfen muss, viel Kraft und Durchhaltevermögen!

Bleibt gesund!

Liebe Grüße,
die Angsthäsin





Ist es okay?

Ist es okay, einfach mal nichts zu machen? Ist es okay, einen Dienstag im Bett mit einem Hörbuch zu verbringen? Ist es okay, mich meiner Kraftlosigkeit zu ergeben?

Das frage ich mich gerade. Und finde keine wirklich befriedigende Antwort. Ich fühle mich kraftlos und müde, habe keine Motivation und keine Energie. Die letzten Wochen waren anstrengend, letzte Woche ganz besonders. Das Alles hat mich viel Kraft und Energie gekostet. Ich weiß das. Trotzdem fällt es mir schwer, mir einzugestehen, dass meine Akkus gerade leer sind. Immer wieder drängt sich der Gedanke auf: „Du bist faul, schwach, minderwertig“ Wenn ich stark wäre, würde ich trotzdem weitermachen, arbeiten, die Dinge erledigen, die ich mir vorgenommen habe. Oder nicht?

Was mich etwas davon abhält, mich dazu zu zwingen, einfach weiterzumachen (und mich zu hassen wenn ich es nicht tue), ist die Tatsache, dass es mich in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen schon öfters komplett zerlegt hat. Auch da waren meine Akkus leer, aber ich hab das Gefühl (und die damit einhergehenden Warnzeichen) gekonnt ignoriert. Und aus ein, zwei Tagen „nichts auf die Reihe kriegen“, wurden dann mindestens 1, 2 Monate. Mein Kopf versucht mir zwar auch hier einzureden: „So ein Quatsch, die letzten Male war das einfach ein dummer Zufall und ganz anders.“ Aber naja, ich zweifel daran, dass diesmal alles „ganz anders“ ist.

Mein größtes Ziel: Ein Leben ohne hässliche Psychiatrie-Aufenthalte, krasse Selbstverletzung, Suizidgedanken und Benzodiazepinentzügen.

Und Vorsicht ist in dem Fall bestimmt besser als Nachsicht.

Trotzdem hätte ich gerne jemanden, der mich sagt, ob es okay ist. Der Angsthasenmutmacher sagt: Ja, es ist okay. Aber er hat mich auch einfach sehr lieb und hat große Angst um mich. Ich würde gerne von einem Fachmann wissen ob es die richtige Entscheidung ist, heute nicht mit zum Shooting zu gehen und mich stattdessen mit einen Hörbuch in’s Bett zu legen. Oder ob ich lieber weiter aktiv gegen diese Kraft- und Motivationslosigkeit ankämpfen sollte. Es ist immer so eine Gratwanderung. Und nie bin ich mir sicher, ob es gut ist, das Gefühle zu akzeptieren und danach zu handeln oder ob es besser wäre gegen das Gefühl anzukämpfen. Weil immer nur auf das Gefühl zu hören, sich nie zu überwinden, ist genauso beschissen, wie ständig seine Gefühle zu ignorieren. Meistens weiß ich einfach nicht, was angebracht ist und wo meine Grenzen sind. Vielleicht gibt’s dafür auch keine Patentlösung.

Ich gebe mir jetzt 1, 2 Tage. Und versuche mich zu erholen. Ohne dabei Selbsthass zu schieben. Danach sehe ich weiter…

Alarmstufe dunkelgelb

Oder so. Die letzte Woche war beschissen. Nachdem ich kurzzeitig das Gefühl hatte, dass es langsam wieder berg-auf geht – genauer gesagt war es der Sonntagvormittag – ging’s gleich darauf wieder steil berg-ab.

Diesmal nicht „homemade“, sondern es kam eine schlechte Nachricht von außen. Eine Nachricht, mit der ich nur sehr schwer umgehen kann. Ich würde auf der einen Seite gern sagen, was diese Nachricht beinhaltet hat, auf der anderen Seite… Ach warum eigentlich nicht, ich hab mich ja zu radikaler Ehrlichkeit verpflichtet. Mein Vater trennt sich von meiner Mutter. Mal wieder. Gestern ist er ausgezogen. Mal wieder. Vielleicht könnt ihr’s erahnen: Zu diesem ganzen Thema gibt’s eine lange, lange Vorgeschichte.

Fakt ist, es ist ein Thema mit dem ich nur sehr schwer umgehen kann. Am meisten macht mir daran wohl der Schmerz meiner Mama zu schaffen. Ihr müsst wissen, wir haben eine sehr enge Bindung. Vielleicht sogar ungesund eng, ich weiß es nicht. Fakt ist auch, wir leben zusammen. Nicht in einem Haus, aber auf einem Grundstück. Es ist also alles sehr nah. Ich bin dankbar, dass es so ist. Meine Familie ist mir das Wichtigste. Ich kann da sein, ich kann helfen. Gleichzeitig wünsch ich mich manchmal ganz weit weg. Weil es auch furchtbar anstrengend ist. Weil ich das Gefühl habe, nicht nur Verantwortung für mein eigenes seelisches Wohlbefinden zu haben, sondern auch für das meiner Mutter.

Zu meinem Vater hatte ich in den letzten Jahren ebenfalls eine gute Beziehung. Nie so eng wie zu meiner Mutter. Was wohl auch daran lag, dass wir große Schwierigkeiten hatten. Früher. Aber irgendwie habe ich es geschafft, damit meinen Frieden zu machen und ihm zu verzeihen.

Der Beziehungskonflikt zwischen meinen Eltern hat mich jetzt schon einige Male an den Rand meiner Kräfte gebracht. Es war zu viel, ich hab’s nicht mehr ausgehalten und mir ist die Sicherung rausgeflogen. System überlastet. Und ich habe Angst, dass das wieder passiert.

Ich tu mein Bestes. Ich meditiere, gehe laufen, gehe mit dem Hund raus, versuche mich in Nachsicht mit mir selbst zu üben, versuche gleichzeitig mich nicht von den negativen Gefühlen davonspülen zu lassen und meinen Alltag aufrecht zu erhalten.

Trotzdem nagt es an mir. Ich tu mich schwer mit dem Essen. Trinke jeden Abend Alkohol. Nicht maßlos und bis zur Besinnungslosigkeit, aber auch nicht aus Freude & Wohlgefühl heraus, sondern um Gefühle zu betäuben, die Leere zu füllen. Ich hätte Bock, mir Benzos einzuschmeißen und mich einfach in’s Bett zu legen. Und ich weiß, das alles sind Warnzeichen.

Der Angsthasen-Mutmacher, mein Freund, ist seit meiner letzten Krise (inkl. Medikamentenüberdosis) der Hüter der Medikamente. Ich habe also keinen Zugriff darauf und wenn ich eine Benzo haben will, muss ich ihn fragen. Andere Medikamente liegen nicht frei zugänglich rum. Und auch Rasierklingen sind keine im Haus. Das ist gut, weil bei allen meinen Abstürzen Medikamente und/oder Selbstverletzung eine große Rolle gespielt haben. Nie wirklich geplant, sondern aus einem Impuls, einem Gefühl heraus, so dass ich mich hinterher immer gefragt habe: Was zur Hölle hat mich da geritten? Ich wollte helfen, ich wollte stark sein, ich wollte da sein. Das Letzte was ich meiner Mama (noch zusätzlich) antun wollte war, dass sie sich Sorgen um mich macht weil ich in irgendeiner Intensivstation und/oder in der Psychiatrie rumliege. Oh, ich schäme mich so dafür. Diesmal darf das einfach nicht passieren.

Leider gibt es auch keinen Ort, keine Psychiatrie, in die ich freiwillig gehen würde, wenn alles über mir zusammenbricht. So einen Ort wünsche ich mir manchmal.

Meine Gefühle wechseln zwischen Wut, Angst, Trauer und Leere.
Am meisten hilft mir zur Zeit das Wissen, dass der Frühling kommt. Ich freue mich darauf, im Garten zu arbeiten, Gemüse, Blumen, Büsche zu pflanzen, ihnen beim Wachsen zuzusehen, mich um sie zu kümmern. Ich möchte den Frühling nicht in irgendwelchen düsteren Parallelwelten verbringen. Ich möchte für meine Mama da sein. Ich möchte stark sein.

Partners in crime

Mein Hausarzt und ich. Fast 20 Jahren kennen wir uns nun schon. Kennengelernt habe ich ihn mit 13, da kam er zu mir nach Hause als ich dachte, ich muss an Regelschmerzen sterben. Zu ihm bin ich gegangen, als ich das erste mal eine selbstzugefügte Wunde habe nähen lassen, da war ich 17. Danach folgten noch viele weitere Male. Wunden zu nähen ist für einen Hausarzt wohl auch nicht alltäglich, durch mich hat der gute Doktor A. wohl etwas Routine bekommen. Eigentlich ist kein Doktor, denn er hat keine Doktorarbeit geschrieben. Ich nenne ihn aber trotzdem so.

Das Gute ist: Er hat nie viele Fragen gestellt. Ich habe ihm gesagt, was ich brauche, er hat’s gemacht. Das hat es mir möglich gemacht, mir überhaupt Hilfe zu holen. Das Schlechte ist: Er hat nie viele Fragen gestellt. Das hat dazu geführt, dass zwar meine Wunden versorgt waren und ich Medikamente hatte, mehr aber auch nicht.

Und ja, Doktor A. verschreibt mir auch meine Medikamente. Antidepressiva und Benzodiazepine. Wie ich damit umgehe, regel ich im Alleingang. Mit den Benzodiazepinen ist das bisweilen so ne Sache. Einen Psychiater habe habe ich nicht. Unvernünftig, ich weiß.

Man kann von meinem Doktor A. halten was man will… Klar könnte er mehr tun als Medikamente verschreiben und Wunden zunähen. Trotzdem bin ich froh, dass ich ihn habe. Weil ich sonst vielleicht gar nicht zum Arzt gehen würde.

Es fällt mir schwer um Hilfe zu bitten. Es fällt mir allgemein schwer um IRGENDETWAS zu bitten. Selbst zu Doktor A. zu gehen bereitet mir schon Schwierigkeiten. Obwohl ich ja weiß, dass ich vor diesem Menschen keine Angst haben muss und auch das Praxisteam super lieb ist. Ich glaube, das Problem ist eher mein Angsthasen-Dasein, meine Angst vor dem „um etwas bitten“.

Am Dienstag war ich dann aber doch. Weil mir das Fluctin (Antidepressiva) ausgegangen ist. Dafür musste ich nur zur Anmeldung und mir ein Rezept ausstellen lassen. Weil ich aber gerade ne halbe Benzo intus hatte und deswegen etwas mutiger und weniger befangen war, habe ich mir einen Termin bei Doktor A. geben lassen.

Bei meinem letzten Psychiatrie-Aufenthalt im November/Dezember 2019 wurde ein B12-Mangel festgestellt. Und so ein Mangel kann sehr vielfältige Auswirkungen haben: Muskelschwäche, Sensibilitätsstörungen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Depression usw. Teilweise können die Symptome sogar irreversibel sein, daher schon wichtig, das in den Griff zu kriegen.
Mir wurde also während meines Aufenthalts B12 gespritzt. Und eigentlich hätte ich das auch nach der Entlassung fortführen sollen. Hab ich aber nicht. Weil’s mir wieder so unangenehm war zum Arzt zu gehen. Donnerstag hatte ich dann den Termin und hab mich natürlich schon seit Dienstag deswegen verrückt gemacht. Letztendlich hab ich am Morgen vor dem Termin wieder ne halbe Benzo genommen, weil ich das Gefühl hatte, ich schaffe es sonst nicht hinzugehen. Im Endeffekt war die Sache in 3 Minuten erledigt. Spritze rein und fertig. Und wie ich’s von Doktor A. gewöhnt bin, kamen auch keine Fragen bezüglich meines Zustands.

Jetzt muss ich 1mal wöchentlich hin, das Spritzen übernimmt dann aber eine der Arzthelferinnen. 3 Wochen lang, dann nur noch monatlich. Ich hoffe ich krieg’s gebacken. Weil ja, ich fühl mich müde und bin oft depressiv. Von was das kommt und ob das B12 dabei eine Rolle spielt weiß ich natürlich nicht. Aber es kann auf jeden Fall nichts schaden, diesen Mangel zu beheben.

Doof, aber Realität: Laboruntersuchung diesbezüglich übernimmt die Krankenkasse in der Regel nicht. (Also man kann es versuchen, wenn es einen „begründeten Verdacht“ gibt, ist aber oft mit viel Hickhack verbunden.) Versteh ich nicht und macht mich auch wütend, weil es ja doch ganz erhebliche Mangelerscheinungen gibt, die sehr unspezifisch sind.

Hier findet ihr ein paar Infos zwecks der Kosten und einer eventuellen Kostenübernahme: https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/vitamin-b12-bluttest-kosten

Meist muss man Ärzte auch ganz konkret darum bitten, den B12-Spiegel zu überprüfen. Gerade wenn noch nie abgeklärt worden ist, wie hoch (oder niedrig) euer B12-Spiegel ist, ist es definitiv eine sinnvolle Investition in die Gesundheit. Ich möchte jedem an’s Herz legen, einmal so einen Test machen zu lassen.

Bei veganer/vegetarischer Ernährung und Essstörungen ist das Risiko hoch, einen B12 Mangel zu entwickeln. Aber auch bei Menschen, die sich ganz normal ernähren kann es zum B12-Mangel kommen.

Das gleiche gilt übrigens für Vitamin D3 (besonders im Winter). Ist nicht verkehrt, das in den Monaten, in denen man weniger draußen ist, zu substituieren. Ist unkompliziert, nicht mega teuer und euer Körper & die Psyche danken es euch!

Liebe Grüße,
die Angsthäsin

B12-Ampulle

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